
Viele Schweizer haben ihrem Land gegenüber ein gutes Gefühl, empfinden vielleicht sogar etwas Stolz. Von Kriegen sind wir seit sehr langer Zeit verschont geblieben. Über wirtschaftliche Krisen sind wir eigentlich immer gut hinweggekommen. Auch die Covid-Pandemie haben wir scheinbar besser als andere Länder überstanden. Auch heute bekommt man den Eindruck, dass es uns besser geht als in anderen Ländern. Man kann sich sogar fast ängstlich fragen, wie lange es noch so weitergeht.
Dass es uns gut geht, darf uns freuen und müsste uns dankbar machen. Sicher geben wir uns Mühe. Aber das allein erklärt unseren Wohlstand nicht. Ist es viel Glück? Auf dem Fünfliber stehen die Worte: «Deus providebit». Das heisst: Gott wird sorgen. Als Glaubende sehen wir in dem vielen Guten, das uns gegeben ist, Gottes Güte. Dafür sind wir dankbar. Unser Land, so sagt man, ist geprägt durch eine lange humanitäre Tradition. Damit meint man Entwicklungshilfe, Katastrophenhilfe und die Aufnahme von Menschen, die aus politischen oder religiösen Gründen verfolgt werden. Zum Teil können wir in Abstimmungen dazu Stellung nehmen. Als ein Land, dem es gut geht, können wir uns diese solidarische Hilfe leisten. Und doch wird im Parlament Jahr für Jahr hart um die Beiträge für die Entwicklungshilfe gerungen. Und in der Bevölkerung wird diese humanitäre Tradition nicht immer wohlwollend unterstützt.
Es ist erstaunlich und erfreulich, dass es immer wieder Stimmen gibt, die sich für Minderbemittelte und Benachteiligte einsetzen. Einige sind dabei von ihrem Glauben an Christus getragen, der sie drängt, Not zu lindern. Für sie spielt es keine Rolle, ob es sich um Not im eigenen oder einem anderen Land handelt. Wir hoffen, dass diese Stimmen nicht verstummen und weiterhin Gutes bewirken können. Wir hoffen, dass nicht die Angst, wir würden unseren Wohlstand verlieren, wenn wir grosszügig helfen, überhandnimmt.
Wir möchten am 1. August ein Land feiern, das sich um Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden bemüht und grosszügig Hilfe leistet, wo Not ist.
Herzliche Einladung zur Eucharistiefeier am Freitag, 1. August, um 9.30 Uhr in der Kirche.
Priester Andreas Bitzi